Seit gestern Nachmittag ist das neue eLHF auf der Lehrrettungswache in Berlin Mitte im regulären Einsatzbetrieb. Das berichtet die Berliner Feuerwehr. Um 17:16 Uhr wurde das Fahrzeug zu seinem ersten Einsatz in die Prenzlauer Allee alarmiert. Dabei ging es um einen gemeldeten Wohnungsbrand. Hier konnte aber schnell Entwarnung gegeben werden, es handelte sich nur um einen defekten Ofen. Nach Erkundung der Lage konnte der Prototyp an der Einsatzstelle dann auch von den interessierten Kräften anderer Wachen in Augenschein genommen werden.
In den vergangenen Wochen wurden die Einsatzkräfte der Berliner Feuerwehr für das Elektro-Einsatzfahrzeug und die speziellen Ladegeräte geschult. Für die Erprobungsphase im Einsatzbetrieb wird das eLHF in den kommenden Monaten neben der Wache in Mitte später auch auf den Feuerwachen Schöneberg und Suarez eingesetzt, um eine möglichst große Einsatzbandbreite abdecken zu können. So verspricht man sich jede Menge Erfahrungen mit der neuen Technik zu sammeln.
Bei dem sogenannten eLHF handelt es sich um das erste Fahrzeug aus der Reihe des Rosenbauer RT, was für Revolutionary Technology steht. Und revolutionär ist dabei nicht nur der Elektro-Antrieb. Das gesamte Fahrzeugkonzept ist schon fast keine Weiterentwicklung mehr, sondern nahezu eine komplette Neuentwicklung. Es gibt nicht wie bei Feuerwehrfahrzeugen üblich ein LKW-Fahrgestell, auf dem der Feuerwehr-Aufbau aufgesetzt wird. Rosenbauer hat hier das gesamte Fahrzeug selbst entwickelt und auf die Bedürfnisse einer Feuerwehr angepasst. Kernstück ist die Hochvoltbatterie, welche die beiden Elektromotoren an Front und Heck antreibt. Durch die Einzelradaufhängung wird zudem eine Allradlenkung ermöglicht. Neben dem ungewöhnlichen Krebsgang ist es dem eLHF möglich, einen Wendekreis von gerade einmal knapp über 13 Metern zu erreichen. Das gesamte Auto ist zudem pneumatisch absenkbar, sodass Geräte leicht entnommen, aber auch unwegsame Gelände durchquert werden können. Durch das Fahrwerk sollen sich die Fahreigenschaften auch erheblich verbessert haben. Insgesamt sind die Fahrzeugabmessungen kleiner, als bei den üblichen LHF der Berliner Feuerwehr, wobei Beladung und Ausstattung identisch zu den bisherigen Fahrzeugen sind.
Karsten Göwecke, stellvertretender Landesbranddirektor, erklärte gegenüber BLAULICHT-MAGAZIN, dass die Einsatzdauer des eLHF bei Volllast zwischen 60 und 90 Minuten beträgt. Das Fahrzeug erkennt selbst, wenn der Strom langsam zur Neige geht und schaltet dann bei Bedarf automatisch den sogenannten Range Extender zu. Dabei handelt es sich um einen BMW-Diesel-Motor, welcher Strom erzeugt, um das Fahrzeug weiterhin voll betreiben zu können. Man geht davon aus, dass dies aber lediglich bei fünf Prozent der Einsätze der Fall sein wird. Generell hat man bei der Entwicklung darauf geachtet, dass das eLHF katastrophenfähig ist und auch mindestens eine Woche ohne Aufladung am Stromnetz auskommen kann. Dies wird jetzt im Alltag getestet.
Beim Berliner eLHF handelt es sich noch um ein Pilotprojekt, welches insgesamt vier Jahre dauert. Das gesamte Projektbudget beträgt dabei rund 1,8 Millionen Euro. 900.000 Euro davon stammen aus dem europäischen Fonds für Regionale Entwicklung, 720.000 Euro wurden von der Senatsverwaltung für Umwelt und Verkehr investiert. Die Stadt Berlin selbst hat 180.000 Euro aus dem eigenen Haushalt zur Verfügung gestellt. Sollte das eHLF in Serie gehen, so geht man davon aus, dass es langfristig gesehen in Anschaffung und Unterhaltung etwa die gleichen Gesamtkosten verursacht, wie ein herkömmliches kraftstoffbetriebenes LHF.