Einsatzbericht zum Gefahrgutaustritt in Ottendorf-Okrilla

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Die Freiwillige Feuerwehr Ottendorf-Okrilla wurde am Freitagabend zu einem unklaren Geruch in das hiesige Gewerbegebiet gerufen. Vor Ort angekommen bestätigte sich die Lage: es war ein beißender, stechender Geruch feststellbar. Man vermutete zuerst, dass dieser möglicherweise in einem Chemiebetrieb verursache wurde. Das Gebiet wurde weiträumig abgesperrt und der Gefahrgutzug Süd, sowie der Kreisbrandmeister und der ABC-Fachberater alarmiert. Da damit auch das Einsatzstichwort erhöht wurde, war die gesamte Gemeindefeuerwehr Ottendorf-Okrilla-Okrilla, sowie die Feuerwehr Lomnitz mit im Einsatz.

Im weiteren Verlauf stellte sich heraus, dass der Chemiebetrieb als Ursache ausgeschlossen werden konnte. Dennoch war nicht klar, um was für einen Stoff es sich handelte und wo der Ursprung des Geruches lag. Mit Filtermasken geschützt machten sich mehrere Trupps mit Erkundungskraft- und Messleitwagen auf den Weg, um die Straßen im Gewerbegebiet abzufahren und Luftmessungen durchzuführen. Zeitgleich wurden in den örtlichen Firmen Befragungen durchgeführt und abgeprüft, ob offene Gewässer geschützt werden mussten.

Letztendlich bekamen die Einsatzkräfte den Hinweis, dass ein Tanklaster am Nachmittag in einer Firma vorgefahren war, welche unter anderem die Reinigung von LKW-Tanks durchführt. Der LKW-Fahrer habe dort den Tankstutzen geöffnet und darum gebeten, den Tank zu reinigen. Doch es handelte sich hier um einen Gefahrguttransport mit einem Stoff, für dessen Reinigung die Firma nicht ausgelegt war und den Fahrer daraufhin abwies. Möglicherweise seien bei diesem Vorgang geringe Mengen des Stoffes freigesetzt worden.

Sofort wurde abgeprüft, um welches Stoff es sich hierbei handelte. Recherchen ergaben, dass es sich um Methylacrylat handelte. Dieser Stoff ist zum Einen leichtentzündlich und darüber hinaus auch gesundheitsschädlich. Da die Konzentration in der Luft enorm hoch schien, wurde davon ausgegangen, dass eine erhebliche Explosionsgefahr vorlag. Man entschied sich, das Gewerbegebiet sofort zu räumen. Die ansässigen Firmen wurden informiert und das Gelände evakuiert. Über die WarnApps NINA und KatWarn wurde die Bevölkerung über die Gefahr informiert und darum gebeten, im Umkreis von 1300 Metern Fenster und Türen geschlossen zu halten. Die Polizei sperrte alle Zufahrten zum Gewerbegebiet ab. Außerdem wurde der Einsatzleitwagen ELW 2 aus Hoyerswerda angefordert, um die Führungskräfte zu unterstützen.

Alle Einsatzkräfte sammelten sich dann im Bereitstellungsraum am Feuerwehrdepot in Ottendorf-Okrilla. Von hier aus wurde der weitere Einsatz koordiniert. Während eine Löschgruppe als Reserve am Gerätehaus die Stellung hielt, wurde der Gefahrgutzug zur betroffenen LKW-Firma ins Gewerbegebiet verlegt. Unter Beachtung der Gegebenheiten vor Ort, wie zum Beispiel Windrichtung, wurde ein Dekontaminationsplatz, sowie eine Einsatzleitung eingerichtet. Danach ging ein Trupp unter Chemikalienschutzanzügen zur Erkundung vor. Letztendlich wurde in der Nähe des LKW eine kleine Flüssigkeitslache entdeckt. Diese wurde mit Chemikalienbinder aufgenommen und die Gefahr somit beseitigt. Danach nahm die Geruchsbelästigung spürbar ab.

Die Sperrung des Gewerbegebietes konnte nach zwei Uhr wieder aufgehoben werden. Da sich die Dämpfe auch in der Kanalisation abgesetzt haben könnten ist davon auszugehen, dass es auch in den kommenden Tagen noch zu einer Geruchsbelästigung kommen kann. Während des gesamten Einsatzes stand der Förderverein der Feuerwehr Ottendorf-Okrilla im Gerätehaus bereit, um die beteiligten Einsatzkräfte zu versorgen.