Schon einige Tage vor dem 22. Juni 2017 hatten die Wetterdienste Gewitter und sogar Unwetter angekündigt. Dieses Mal sollte auch Ostsachsen davon betroffen sein. In einer entsprechenden Vorabinformation Unwetter wurde dann am Donnerstagmorgen offiziell vor einer Extremwetterlage gewarnt. In einem Ticker wollte ich die Leser eigentlich darüber auf dem Laufenden halten. Nachdem aber mein Heimatort Pulsnitz selbst von den Schäden betroffen war und der Einsatz in der Feuerwehr Vorrang hatte, blieb dies außen vor. Die folgenden Zeilen sollen einen Eindruck von dem verschaffen, was sich am 22. Juni 2017 zwischen Thiendorf und Pulsnitz abspielte.
Aufmerksam beobachtete ich schon seit den Morgenstunden das Radar und die Blitzaktivität im Norden. Am Vormittag war Hamburg betroffen. Auf entsprechenden Internetseiten waren Fotos und Webcamaufnahmen zu sehen, welche faszinierende Wolkenbildungen zeigten. Im Laufe des Tages äderte sich die Zugbahn dieses blitzintensiven Gewitters aber etwas ab. Gegen 14 Uhr sah es so aus, als ob Pulsnitz verschont bleiben würde, da das Unwetter dem Anschein nach über Riesa nach Südbrandenburg abdriften würde. Ich entschied mich deshalb, in die Richtung zu fahren. Kurz vor Thiendorf sah es dann so aus, als ob tatsächlich nichts weiter passieren würde. Dunkelblauer Himmel am Horizont ließ auf ein normales Gewitter in der Ferne schließen. Doch plötzlich konnte man in den Wolken immer mehr Struktur erkennen. Auch die Zugbahn dieses Gebildes war auf einmal eine ganz andere, als zuvor auf dem Radar. Der Ansatz einer sogenannten Superzelle war zu sehen, welche sich in rasanter Geschwidigkeit immer mehr ausbreitete.
Nach ein paar Fotos unweit der Autobahnanschlussstelle Thiendorf ging es zurück ins Auto und auf dem schnellsten Weg wieder in Richtung Pulsnitz. In Laußnitz wurde noch ein kurzer Foto-Stopp eingelegt. Und plötzlich war die Wolke genau über uns. Auf dem Weg nach Höckendorf merkte man bereits, dass der Wind deutlich zunahm. Vermutlich der Druckwelle geschuldet brachen die ersten kleineren Äste ab. Unweit von Großnaundorf lag ein Schleier aus dem Staub der trockenen Felder und Wiesen in der Luft. Es wirkte fast wie ein nebliger Sonnenuntergang, wenn nicht auch Zweige und Blätter endlos durch die Luft wirbelten. Zwischen Mittelbach und Pulsnitz holte uns das Unwetter dann langsam ein. Ein großer Ast blockierte die Straße in der sogenannten Wolfsecke. Als ich diesen beiseite räumte, hörte ich es in der Umgebung schon knacken und knirschen, der Wind nahm heftig zu. Das konnte man auch in der Pulsnitzer Innenstadt sehen, als Stühle, Kisten und Schilder über die Straßen flogen. Hagel setzte ein und der Regen wurde auch stärker. Das heftigste war jedoch der Wind, welcher unzählige Bäume zum Umstürzen brachte.
In der gesamten Umgebung waren Sirenen zu hören. Auch die Pulsnitzer Feuerwehr rückte um 17:15 Uhr aus, um 22 Einsätze abzuarbeiten. Da ich selbst der Feuerwehr angehöre und am Donnerstag, Freitag und Samstag mit im Einsatz war, kann ich aus Datenschutzgründen keine weiteren Angaben zu den beseitigten Schäden treffen. Die folgende Bildergalerie aus privaten Aufnahmen soll aber zeigen, wie sehr der Sturm über der Pfefferkuchenstadt wütete. Besonders betroffen war übrigens auch und vor allem die Region in und um Königsbrück. Auch im Haselbachtal, sowie in Oberlichtenau, Friedersdorf, Lichtenberg, Großnaundorf und Steina wurden schwere Schäden verzeichnet.