Dokumentation zum Großbrand in Laußnitz

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Es ist der 1. Juni 2021. Große Rauchwolken steigen aus einer Lagerhalle an der Grenzstraße in Laußnitz empor. Die Feuerwehr ist bereits mit zahlreichen Kräften vor Ort und hat einen ersten Löschangriff über mehrere Strahlrohre begonnen. Doch die Lage ist unübersichtlich. Es brennt auf einem Betriebsgelände, wo mehrere Lagerhallen dicht an dicht nebeneinanderstehen. Der starke Qualm sorgt zudem für eingeschränkte Sicht, die Einsatzkräfte kommen gar nicht richtig an das Feuer heran. Das Wasser kommt aktuell aus dem Hydrantennetz, doch das Feuer wächst so schnell, dass das Löschwasser nicht ausreicht. Es werden zahlreiche Tanklöschfahrzeuge aus der gesamten Region nachalarmiert.

In der Zwischenzeit breitet sich der Brand in der betroffenen Lagerhalle immer weiter aus. Das Gebäude gehört zu einer Firma, die Bädereinrichtung vertreibt. Die brennende Halle und die angrenzenden Gebäude dienen als Lagerplatz für die Möbel und sind voller Brandlast. So ist genug Nährstoff für das Feuer da, sodass sich die Flammen rasend schnell ausbreiten. Ein Innenangriff ist von Beginn an unmöglich. Von außen versucht man, die Flammen aufzuhalten und ein Übergreifen auf die anderen Hallen zu verhindern. Doch der Vollstrahl aus den C-Rohren wirkt nur wie ein Tropfen auf dem heißen Stein. Während die Einsatzkräfte alles geben, um den Brand aufzuhalten, so wird die Rauchentwicklung immer stärker. Das Feuer greift nun nach und nach auch auf eine zweite Lagerhalle auf, die sich im südlichen Bereich des Geländes befindet.

An der Nordseite wird deutlich, wie nah das Feuer an einer Wohnsiedlung ist. Zwischen den Wohnhäusern sieht man den Rauch aufsteigen, die Lage wirkt bedrohlich, auch wenn noch Platz zwischen Feuer und Wohngebiet ist. Löschwasser kommt inzwischen nicht nur von Hydranten und Tanklöschfahrzeugen, auch ein Löschteich auf dem Gelände einer benachbarten Firma wird genutzt. Und auch eine Drehleiter konnte mittlerweile in Stellung gebracht werden, um den Löschangriff von oben zu unterstützen. Doch dann geht alles Blitzschnell Auch nördlich der brennenden Lagerhalle dehnt sich das Feuer explosionsartig aus. Flammen schlagen nun bereits aus dem Dach der Halle und setzen erst das Zwischengebäude und dann die dritte Lagerhalle in Brand. Nun ist eine Wohnsiedlung an der Thälmannstraße massiv gefährdet. Die Einfamilienhäuser stehen nur wenige Meter von den Flammen entfernt. Eine Riegelstellung ist in Vorbereitung, doch die Wasserversorgung muss erst organisiert werden. Mit zwei C-Rohren versucht man die dritte Halle vom Hof aus herunterzukühlen, auch die Drehleiter schwenkt um von aktiver Brandbekämpfung auf Riegelstellung. Doch in der dritten Halle befindet sich auch wieder so viel Brandlast, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis sie durchzündet und in Vollbrand steht. In letzter Sekunde ist auf der Thälmannstraße ein Löschangriff aufgebaut, sodass die Riegelstellung zwischen Wohnhaus und durchzündender Lagerhalle vervollständigt ist. Zuvor hatte die Polizei den Straßenzug bereits evakuiert und die Bewohner von zehn Haushalten in Sicherheit gebracht. Innerhalb von Minuten mussten die Familien das wichtigste Zusammenpacken und die Grundstücke verlassen.

Da die höchste Priorität zeitweise dem Schutz der Wohnhäuser galt, konnte sich das Feuer auch auf der Ostseite des Betriebsgeländes weiter ausbreiten. Die Flammen rollen nun auf einen riesigen Palettenstapel zu und bedrohen die Halle einer benachbarten Firma. Die Feuerwehr holt hier eine Reihe an Oldtimern heraus und baut eine weitere Riegelstellung auf. Hierfür muss Löschwasser über eine lange Wegstrecke herangeführt werden, Tanklöschfahrzeuge pendeln solange hin und her, um die Strahlrohre mit Wasser zu versorgen. Und während die Situation auch hier aussichtslos erscheint, geben die Kameraden nicht auf uns tun alles, um das Feuer aufzuhalten. Während der Palettenstapel binnen weniger Sekunden in Flammen aufgeht, so kann dank der Riegelstellung ein übergreifen auf die benachbarte Firma verhindert werden. Doch Grund zum Aufatmen gibt es noch lange nicht. Auch wenn ein weiteres Ausbreiten aktuell gestoppt wurde, so stehen aktuell drei Lagerhallen und ein Zwischengebäude in Vollbrand. Eine unwahrscheinliche Hitze herrscht vor Ort und die Flammen werden immer noch größer und größer.  Mittlerweile kämpfen 220 Feuerwehrleute Hand in Hand gegen den Großbrand, der für die kleine Gemeinde Laußnitz einer der verheerendsten in der Geschichte sein dürfte. Die ersten Löscherfolge stellen sich erst am Abend ein. Auf der Thälmannstraße an den Wohnhäusern können die Flammen niedergeschlagen werden, es sind mehrere Strahlrohre im Einsatz. Inzwischen sind knapp über 300 Einsatzkräfte vor Ort. Nicht nur die Feuerwehr, auch das THW, die Polizei und Rettungsdienst sind an diesem Einsatz beteiligt. Geleitet wird das alles von einer Einsatzleitung, die von Kreisbrandmeistern und Führungspersonal unterstützt wird. Auch das Feuerwehrtechnische Zentrum ist schon mehrere Stunden vor Ort und unterstützt beim Wechseln der Atemluftflaschen.

Erst nach etwa sechs Stunden Flammeninferno können die Einsatzkräfte langsam aufatmen. Die Lagerhallen sind soweit abgebrannt, dass die Intensität des Feuers rapide abnimmt und die Löscherfolge immer größer werden. Doch so langsam bricht die Dunkelheit herein. Das THW baut deshalb eine umfangreiche Einsatzstellenbeleuchtung auf, ein Versorgungszug kümmert sich um die Verpflegung aller beteiligten Kameraden. Währenddessen läuft die Brandbekämpfung unermüdlich weiter. Um das stark geforderte Hydrantennetz zu entlasten, wird nun auch noch eine weitere lange Wegstrecke aufgebaut, um aus einem 2400 Meter entfernten Teich in einem Waldgebiet Wasser zu fördern. Am Ende sind rund 5 Kilometer Schlauchleitung vor Ort verlegt. Viel schwieriger ist es aber, dass Wasser dorthin zu bringen, wo es benötigt wird. Überall liegen Trümmer herum und versperren den Zugang zu den Flammen und Glutnestern. Hinzu kommt, dass die größte der Lagerhallen unterkellert ist. Der Keller brennt noch immer in voller Ausdehnung, doch man kommt mit dem Wasser einfach nicht heran. Auch ein Schaumangriff blieb vorerst erfolglos. Deshalb entscheidet man sich, viele der Kräfte zu reduzieren. Lediglich einige Löschtrupps sollen den Brand über Nacht unter Kontrolle halten. Und so wird das Brandobjekt stundenlang immer mehr geflutet. Am Folgetag möchte man dann die Lage erneut erkunden und bewerten.

Am nächsten Tag wird das gesamte Ausmaß des Großbrandes erst so richtig deutlich. Die Flammen sind niedergeschlagen und der gröbste Rauch hat sich verzogen. Doch noch immer ist die Feuerwehr mit mehreren Strahlrohren im Einsatz, auch das THW unterstützt die Kameraden wieder. Mit mehreren Baggern reißt man Gebäudeteile ein und räumt Trümmer zur Seite, sodass das Löschwasser effektiv eingesetzt werden kann. Über Stunden sind die Bergungs- und Löschtrupps gefordert, auch heute sind wieder mehr als 150 Kräfte im Einsatz. Ziel der Aufräumarbeiten ist es, einen massiven Schaumangriff vorzubereiten. Dazu wurden aus dem gesamten Landkreis Schaumreserven zusammengezogen. Doch zuvor müssen die Löscharbeiten noch weitergehen, damit der Schaumangriff später auch effektiv sein wird. Unterdessen hat sich die Polizei bereits zu den Ermittlungen zur Brandursache geäußert.

Mit im Einsatz bei dem Brand war auch der Bürgermeister der Gemeinde Laußnitz. Mit seienn 65 Jahren ist er selbst aktiv bei der Freiwilligen Feuerwehr und stand in den ersten drei Stunden an vorderster Front am Strahlrohr. Er zieht am zweiten Tag des Großbrandes ein erstes Fazit.

Am Mittwochnachmittag kann dann endlich der Schaumangriff starten. Mit einzelnen Trupps am Boden, aber vor allem auch durch zwei Drehleitern wird großflächig Schwerschaum auf die Brandobjekte aufgebracht, um die Flammen komplett zu ersticken. Das Gelände gleicht einer Winterlandschaft, tausende Liter Schaummittel sind dabei genutzt worden. Und der große Aufwand hat sich gelohnt: das Feuer scheint nun endlich gelöscht. Zwar dringt immer noch ein wenig Rauch aus den Lagerhallen, aber die Lage ist durchaus entspannter. Am Abend führt die Feuerwehr noch eine Brandwache durch. Und auch am Donnerstag gibt es nochmal kleine Restablöschungen. Danach wird die endlich „Feuer aus“ gemeldet werden.