In einer Pressemitteilung hat der Deutsche Berufsverband Rettungsdienst e.V. (DBRD) am Freitag ein hartes, aber durchaus realistisches Statement zu einer möglichen Coronavirus-Epidemie geäußert. „Der Rettungsdienst wird an seine Grenzen kommen“, heißt es bereits in der Überschrift der Mitteilung. Doch wie kommt der Verband darauf?
Es ist kein Geheimnis, dass der Rettungsdienst in Deutschland bereits jetzt schon im Alltag an seine Leistungsgrenzen kommt. Steigende Zahlen an Einsätzen in den Bereichen der Notfallrettung und Krankentransporte stehen ausgelastetem Personalkapazitäten gegenüber. Sollte es nun auch zu einer COVID-19-Epidemie in Deutschland kommen, dann könnte das Maß schneller voll sein, als man annehmen möchte. „Auch wenn die überwiegende Anzahl von infizierten Patienten im häuslichen Umfeld verbleiben, wird es zu einer nicht unerheblichen Zunahme von Infektionstransporten in die Krankenhäuser und Krankenhausverlegungen kommen“, ist sich ein Sprecher des DBRD sicher. Zudem sei der Rettungsdienst häufig der Erste, der mit den Verdachtsfällen in Kontakt kommen würde. Diese sind dann nicht nur zeitaufwendig, sondern stellen bei einer notwendigen Beförderung ins Krankenhaus eine wirkliche Herausforderung dar.
„Bereits jetzt schon sind Notaufnahmen häufig nicht in der Lage Infektionspatienten zeitnah vom Rettungsdienst zu übernehmen, und die Rettungsleitstellen haben erhebliche Probleme ein Krankenhaus mit der Bereitschaft zur Aufnahme eines Infektionspatienten zu finden. Diese Situation wird sich bei einer Epidemie noch deutlich verschärfen“, so der 1. Vorsitzende des DBRD, Marco K. König,.
Der DBRD befürchtet, dass folgende Punkte bei einer Epidemie den Rettungsdienst beeinträchtigen könnten:
- Es fehle dem Rettungsdienst schon jetzt an ausreichender Schutzausstattung wie z. B. Mundschutz und Schutzanzügen. Da die Produkte in China und anderen Ländern in Asien gefertigt werden, sei mit einer Entspannung bei den Lieferengpässen zunächst nicht zu rechnen.
- Ebenfalls werde es auch zu Lieferengpässe von weiteren in der Notfallmedizin notwendigen Medizinprodukten und Medikamenten kommen, da auch diese in nicht unerheblichem Maße in Asien produziert werden würden.
- Aufnahmebereite Notaufnahmen seien für Rettungsdienste mit Infektionspatienten schwer zu finden und die Übergabezeit verlängere sich dadurch erheblich.
- Pflegepersonaluntergrenzen würden zu weiteren und deutlich längeren Verlegungen führen.
- Längere Eintreffzeiten bei Notfällen und längere Wartezeiten bei Krankentransporten könnten die Folge sein.
Hintergrundinfo zum DBRD:
Der DBRD ist die berufsständische Vertretung des deutschen Rettungsfachpersonals. Wir treten ein für eine Verbesserung der präklinischen Versorgung aller dem Rettungsdienst anvertrauten Patienten, nach derzeit geltendem wissenschaftlichen Stand und den jeweils aktuellen Leitlinien der Fachgesellschaften, Verbesserung und Vereinheitlichung der Aus- und Fortbildung des Rettungsfachpersonals, Etablierung und Unterstützung von geeigneten zertifizierten Kurssystemen, Verbesserung der Öffentlichkeitsarbeit und der Außendarstellung des Rettungsdienstes, Unterstützung und Durchführung von Forschungsprojekten zu notfallmedizinischen und rettungsdienstlichen Fragestellungen sowie die Verbesserung der Schnittstellenproblematiken mit Kliniken, Feuerwehr, Polizei, Arztpraxen und Notdiensten.