„Wir sind keine Nazis“ prangt auf den selbst gebauten Schildern, die am Montag Abend in Ottendorf-Okrilla zu sehen sind. Hochgehalten werden sie von Anwohnern, die gegen ein Asylbewerberheim im Ort demonstrieren. Sie gehen zum zweiten Mal auf die Straße – waren bereits vergangenen Montag bei einer Kundgebung dabei. Und auch diesmal haben sich wieder hunderte von ihnen versammelt, um auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. „Unser Ziel ist es, dass wir von den 150 geplanten Asylbewerbern auf jeden Fall herunterkommen“, so Heiko Vogel von der erst frisch gegründeten Bürgerinitiative. “ Wir wollen keine Massenunterkunft, sondern wir streben eine dezentrale, menschengerechte Unterbringung an“, so Vogel weiter. Er kritisiert vor allem die Informationspolitik des Landratsamtes. Die Anwohner seien viel zu spät und nur unzureichend über die Pläne informiert worden. Um endlich eine Stellungnahme aus der Politik zu bekommen, lud man diesmal neben dem Bürgermeister Michael Langwald auch Landrat Michael Harig ein. „Ich wäre froh, wenn wir solche Veranstaltungen nicht machen bräuchten, wenn es in der Welt anders zugänge, als es gegenwärtig zugeht und wenn wir diese Zuwanderungsströme gegenwärtig nicht hätten“, so Harig in seiner Rede. Er versuchte deutlich zu machen, dass der Landkreis in der Pflicht ist, Asylbewerber aufzunehmen. Doch die Worte des Landrates stießen auf alles andere, als Verständnis. Harig wurde ausgebuht und mit lauten Zwischenrufen unterbrochen. Gleiches galt auch für den Bürgermeister Michael Langwald. Gelächter war aus der Menschenmenge wahrzunehmen, als er seine Sicht der Dinge verkündete. Als zu guter Letzt darum gebeten wurde, die Diskussion in der Kirche fortzusetzen, entwickelte sich eine gewisse Anspannung unter den Menschen. Die Demonstrationsteilnehmer waren plötzlich aufgebracht, konnten es nicht verstehen, warum man in die Kirche muss, um über das Thema zu sprechen. „Um die Fragen zu beantworten, die die Anwohnerschaft ganz besonders hat, denke ich schon, dass man in eine Kirche gehen kann, ohne dass man Mitglied dieser Kirche ist“, so Langwald abschließend. Während der gesamten Kundgebung war die Polizei vor Ort, um mögliche Ausschreitungen zu unterbinden. Zum Einsatz kommen mussten die Beamten aber nicht. Nach etwa einer Stunde war die Kundgebung beendet. Ein Großteil der Teilnehmer ging nach Hause – etwa 150 Menschen folgten dem Aufruf, die Kirche aufzusuchen. Hier hatte man bereits eine Art Diskussionsforum vorbereitet, moderiert durch einen Vertreter der Landeszentrale für Politische Bildung. Geordnet und der Reihe nach wurde hier jedem die Möglichkeit geboten, Fragen zu stellen, und auf diese auch Antworten zu erhalten. Bis in den späten Abend hinein stellten sich Landrat, Bürgermeister, Polizei und Bürgerinitiative den Fragen und Ängsten der Anwohner. Landrat Harig machte auch hier noch einmal deutlich: Noch ist gar nicht entschieden, ob ein Asylbewerberheim nach Ottendorf-Okrilla kommt. Die Barackenanlage im Oberdorf wird als möglicher Standort geprüft. Erst in der kommenden Woche soll die Analyse klären, ob es überhaupt möglich ist, Asylbewerber in dem alten Ferienlager unterzubringen. (RL)