Tschechische Feuerwehrübung wird zu Realeinsatz

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Es ist Samstagnachmittag im tschechischen Varnsdorf, direkt an der Grenze zu Deutschland. Die Freiwillige Feuerwehr Varnsdorf pflegt über viele Jahre schon eine lange intensive Freundschaft mit der Feuerwehr aus dem deutschen Großschönau und hatte sich nach einer langen Corona-Pause etwas ganz besonderes als gemeinsame Übung einfallen lassen. Ein alter Nachtclub, der schon lange leersteht und dem der Abriss droht, sollte als Übungsobjekt dienen. Eine Puppe wurde im Erdgeschoss versteckt und man hatte auch die Möglichkeit eingeräumt, Teile der alten Einrichtung anzuzünden, um den Einsatz so realitätsnah wie möglich zu gestalten. Es dauerte auch nicht lang, bis sich dichter Rauch entwickelte und aus den Fenstern quoll. Kurz darauf wurde das kleine Feuer im Erdgeschoss zum Zimmerbrand in voller Ausdehnung, Flammen schlugen aus den Fenstern. Alles wirkte wie bei einem echten Gebäudebrand. Doch dann der Schock für alle Anwesenden: Im Obergeschoss schlug jemand von Innen ein Fenster ein. Ein Feuerwehrmann ohne Atemschutz hing seinen Kopf nach draußen und rief um Hilfe. Offenbar hatte der junge Kamerad sich im Gebäude versteckt, um als Statist ein Brandopfer zu spielen. Er war mehrere Minuten lang dem dichten Rauch und der enormen Hitze ausgesetzt. Als die tschechischen Übungsleiter dies bemerkten, zogen sie die Reißleine. Sofort wurden die Kräfte aus Varnsdorf und Großschönau an die Einsatzstelle gerufen und auf die ernste Lage aufmerksam gemacht. Das Löschfahrzeug der Tschechen traf zuerst ein. Die Steckleiter wurde aufgebaut und ein Trupp Menschenrettung unter PA bereitete sich auf die Menschenrettung vor. Kurz darauf trafen auch die Fahrzeuge der benachbarten Feuerwehr aus Großschönau ein.

Während die Großschönauer Kameraden die Lage erkundeten und sich mit den Tschechen absprachen, wurde der vom Feuer eingeschlossene Kamerad über die Steckleiter gerettet. Er hatte sich nicht nur eine Rauchgasvergiftung zugezogen, sondern auch die Hand verletzt, nachdem er die Fensterscheibe eingeschlagen hatte.

Als der junge Kamerad in Sicherheit war, wurde der Einsatz wie im Realfall auch abgearbeitet. Dazu bildete man mehrere Abschnitte. Im ersten Abschnitt setzten die Tschechen einen Verteiler und leiteten einen Löschangriff von Außen ein, um die Flammen vorerst niederzuschlagen. Der zweite Abschnitt gehörte den Deutschen. Auch diese setzten einen Verteiler und verlegten Schlauchleitungen, allerdings für den Innenangriff. Über das TLF 4.000 aus Großschönau wurde außerdem eine Wasserentnahmestelle aus der etwa 200 Meter entfernten Mandau aufgebaut. Anschließend gingen mehrere Trupps der deutschen, als auch tschechischen Einsatzkräfte, unter schwerem Atemschutz zur Brandbekämpfung ins Innere des Hauses vor. Außerdem wurde ein Sicherheitstrupp gestellt, um im Atemschutznotfall sofort eingreifen zu können. Immer wieder sprach man sich trotz der Sprachbarrieren mit den ausländischen Kräften ab und ging auch gemeinsam vor.

Im weiteren Verlauf rückte ein tschechischer Rettungswagen an, um den verletzten Kameraden zu versorgen. Der junge Mann wurde anschließend ins Krankenhaus gebracht, konnte dieses aber am selben Tag noch wieder verlassen. Die Restablöschung im Gebäude wurde dann noch sehr sorgfältig durchgeführt, dazu wurde auch Schaum eingesetzt.

Alles in allem hat diese Übung trotz der dramatischen Wendung gezeigt, wie gut die Zusammenarbeit zwischen den befreundeten Wehren aus dem tschechischen Varnsdorf und dem deutschen Großschönau funktioniert. Nicht umsonst pflegt man diese Freundschaft schon mehr als 55 Jahre.

Dass während der Übung Kameraden in Gefahr geraten sind bedauern alle Beteiligten zutiefst. Die Organisatoren haben versichert, den Fall sorgfältig aufzuarbeiten und intern zu klären, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Möglich ist, dass es in den Absprachen Missverständnisse gab. Denn im Gebäude war auch eine Nebelmaschine aufgebaut. Vielleicht hatten die Statisten nicht damit gerechnet, dass auch echtes Feuer gelegt werden sollte. Das alles muss noch geklärt werden.