Ottendorf-Okrilla: 500 Menschen demonstrieren gegen Asylbewerberheim

208

Eigentlich hatten sich Anwohner gegenseitig dazu aufgerufen, am Montag Abend in Ottendorf-Okrilla auf die Straße zu gehen. Sie wollten gemeinsam zeigen, dass sie mitreden wollen und sich allein gelassen fühlen. Das Landratsamt hatte vergangene Woche verkündet, dass es Pläne gäbe, in einem alten Ferienlager in Ottendorf ein Asylbewerberheim mit 150 Plätzen einzurichten. Die Anwohner erfuhren dies erst aus dem Radio, danach gab es einen Brief vom Landratsamt. Und genau das sorgte bei vielen für Unmut. Doch nicht nur die Bewohner von Ottendorf-Okrilla waren es, die am Montag auf die Straße gingen. Viele Gäste von außerhalb waren gekommen. Zum einen, um die Ottendorfer zu unterstützen, zum anderen aber auch, um teilweise rechte Parolen zu verkünden und verschiedenste Parteiprogramme in Frage zu stellen. Es wurde viel über Weltpolitik erzählt, Diskussionen schweiften aus bis ins Unendliche, doch um die Pläne in Ottendorf ging es nur in vereinzelten Redebeiträgen. So auch während der Worte des Bürgermeisters, Michael Langwald. Er hatte nicht die Absicht, sich vor dem Publikum zu äußern. Doch er tat es und trotzte lauten Buhrufen und Unterbrechungen. Man ließ ihn nicht ausreden, warf Parolen, wie „wir sind das Volk“ dazwischen und sorgte so für Unruhe. Langwald appelierte an die Menschlichkeit, versuchte die Hintergründe zu erklären, warum die Flüchtlinge aus Syrien, dem Irak oder Marokko nach Deutschland auswandern. Angekommen ist bei den meisten Demonstrationsteilnehmern dem Anschein nach jedoch kaum etwas. Mehr Gehör hatte man für den Anwohner Heiko Vogel. Er wohnt nicht weit vom geplanten Asyl-Standort und hat so seine Sorgen. Zum einen die mangelhafte Informationspolitik, zum anderen die Ungewissenheit, wer kommt, was passieren kann und wie es dann weiter geht. Doch eine ganz andere Sache plagt den Familienvater noch etwas mehr: „Die Demonstration heute zeigt, dass hier auch eine Menge Leute herkommen, die eigentlich gar nicht herkommen sollen und unser eigentliches Anliegen ziemlich aufmischen“, so Vogel im Interview. Dies verkündet er auch während seiner kurzen Ansprache, was mit einem tosenden Applaus entgegen genommen wird. Gleicher Meinung ist auch der örtliche Pfarrer der evangelisch-lutherischen Kirchgemeinde Ottendorf-Okrilla, Klaus Urban. Er findet, man solle Gesicht zeigen und versuchen, „das Ganze gemeinsam zu lösen und so zu einem guten Miteinander kommen“. Die Anwohner von Ottendorf-Okrilla warten nun auf eine angekündigte Informationsveranstaltung des Landratsamtes. Bis dahin soll es ersten Angaben zufolge auch erneute „Montagsdemos“ geben. Da vor Ort einige Auflagen nicht eingehalten werden konnten ist noch unklar, wann und wo die nächste Veranstaltung stattfinden wird. (RL)