Gefilmt statt geholfen: Polizei sucht diesen dreisten Gaffer

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Die hessische Polizei fahndet gegenwärtig nach Gaffern, die bei einem Busunfall am Wiesbadener Hauptbahnhof mit ihren Handys die Verletzt gefilmt haben, anstatt zu helfen. Der schwere Unfall soll sich bereits am 21.11.2019 ereignet haben. Dabei kam ein Mann ums Leben, 28 weitere Personen wurden verletzt. Laut Polizei sollen Gaffer unmittelbar nach dem Unfall die Szenerie und die Verletzten mit ihren Handys aufgenommen haben, anstatt Hilfe zu leisten. „Die Wiesbadener Staatsanwaltschaft und die Polizei haben dies zum Anlass genommen, gegen diese Personen Ermittlungsverfahren, wegen unterlassener Hilfeleistung und Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches durch Bildaufnahmen (§ 201 a StGB) einzuleiten und konsequent vorzugehen“, so ein Sprecher des Polizeipräsidiums Westhessen. Ein 38-jähriger Mann konnte Mitte Dezember bereits als mutmaßlicher Gaffer identifiziert werden. Sein Handy wurde als Beweismittel sichergestellt, die Ermittlungen laufen.

Nach einem weiteren wirklich dreisten Gaffer wird noch gefahndet. Dazu wird nun auch die Öffentlichkeit einbezogen. Der Mann soll ebenfalls mit seinem Handy am Unfallort Bilder gemacht und diese veröffentlicht haben. Die Polizei spricht von einer eklatanten und entwürdigenden Zurschaustellung der Hilflosigkeit von vom Unfall betroffenen Menschen. Der noch unbekannte Mann soll sogar andere Personen abgedrängt haben, um seine Aufnahmen zu machen. Und dass, obwohl mindestens eine Person versuchte, den Gaffer vom Filmen des Verletzten abzuhalten. Sein Video verbreitete der Täter über einen Messengerdienst, wo es von zahlreichen Nutzern weiterverbreitet worden sein soll. Eine Videoüberwachung eines am Unfallort stehenden Linienbusses filmte den Gaffer zeitweise dabei.

Nun bittet nun die Ermittlungsgruppe des 1. Polizeireviers um Hinweise aus der Bevölkerung. Personen, die Angaben zur Identität der abgebildeten Person machen können, werden gebeten, sich unter der Telefonnummer (0611) 345-2140 zu melden.

Zudem wollen Staatsanwaltschaft und Polizei bewusst ein deutliches Zeichen setzen, dass solche Handlungen inakzeptabel sind. „Jeder Bürgerin und jedem Bürger, der Zeuge solcher oder ähnlicher Vorfälle wird, sollte bewusst sein, dass es sich nicht lohnt, so schnell wie möglich Bildmaterial von betroffenen Personen zu veröffentlichen“, so die Polizei in einer Mitteilung an die Öffentlichkeit. „Im Gegenteil. Menschen, die derartig handeln, riskieren ein mögliches Strafverfahren, die Beschlagnahme des Handys und weitere ernstzunehmende Konsequenzen bis hin zu einer Verurteilung vor Gericht“, schließt ein Sprecher der Polizei ab.