Die Waldbrandgefahr in Deutschland ist nach wie vor sehr hoch. Die Lage hatte sich in den vergangenen Tagen zwar dank des Wetters zeitweise etwas verbessert, die Wetterprognosen lassen jedoch wieder schlimme Befürchtungen zu. Denn es stehen mehrere Hitzewellen an, es sind kaum Niederschläge vorhergesagt und das Zusammenspiel aus Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Wind bringt beste Bedingungen für Wald- und Vegetationsbrände mit sich. Nicht nur bei uns in Deutschland, sondern auch in weiten Teilen Europas. Fachleute rechnen damit, dass in der kommenden Woche ein breiter Streifen von Portugal über Spanien und Frankreich bis nach Italien, Deutschland und Polen von sehr hoher bis hin zu extremer Waldbrandgefahr betroffen sein könnte.
Experten fordern deshalb, dass lokale Feuerwehren und vor allem auch überregionale Einheiten ihre Ausrüstung, sowie die Abläufe und Verfügbarkeiten überprüfen sollten. Waldbrand-Fachmann Jan Südmersen empfiehlt auf seiner Facebook-Seite, dass auch die Fachempfehlungen vom Deutschen Feuerwehrverband DFV, sowie vom Verein @fire studiert werden sollten. Südmersen ist Vorstandsmitglied beim Verein @fire, welcher sich unter anderem auch international auf dem Gebiet der Waldbrandbekämpfung beschäftigt. Jan Südmersen schreibt auf Facebook auch: „Und schön wäre, wenn Bundeswehr, Bundespolizei, Landespolizeien und Private sich ebenfalls darauf vorbereiten, dass ihre Hubschrauber in den nächsten Wochen sehr viele Flugstunden reißen werden“. Damit spricht er ein großes Problem an: In Deutschland gibt es kaum die Möglichkeit, Waldbrände aus der Luft zu löschen. Löschflugzeuge gibt es bis auf einzelne private Anbieter gar nicht und Hubschrauber müssen meist aufwändig von Polizei oder Bundeswehr angefordert werden, auch sie sind in der Anzahl sehr begrenzt und nicht immer verfügbar. Spezielle Hubschrauber nur für die Feuerwehr gibt es keine einzigen in Deutschland.
Dabei hat man gerade auch in den vergangenen Wochen gesehen, wie katastrophal die Lage aktuell ist. In Sachsen und Brandenburg hatte es innerhalb weniger Tage gleich mehrere riesige Waldbrände gegeben, so wie der in der Gohrischheide, bei dem fast 900 Hektar in Flammen aufgingen. Und auch in den südlichen Ländern Europas brennt es aktuell an vielen Stellen. So gab es bereits große Waldbrände in Portugal und Spanien. Aktuell brennt es in Kroatien nahe der Urlaubsregion Pula, wo auch Häuser und Autos von den Flammen zerstört wurden. In Griechenland sind ebenfalls mehrere Großbrände ausgebrochen, hier sind auch EU-Kräfte aus Rumänien im Einsatz. Weitere Kräfte unter anderem aus Deutschland, Frankreich und Polen werden hier in den nächsten Wochen ebenso zum Einsatz kommen, das Ganze findet nach Anforderung der Griechen im Rahmen des EU-Katastrophenschutzprogrammes statt.
Doch die aktuelle Situation zeigt, dass solche überregionalen und internationalen Einsätze problematisch werden können. Auf der riesige Fläche, die von der Waldbrandgefahr betroffen ist, können gleichzeitig verheerende Brände auftreten. Waldbrandexperte Andreas Hanl aus Sachsen hat das erkannt und schrieb ebenfalls auf Facebook: „So müsse sich jedes Land darauf einstellen, keine ausländische Luftunterstützung zu erhalten, auch nicht aus dem EU-Kontigent“. Denn schließlich würden diese Einheiten vor Ort selbst benötigt werden, wie man in den letzten Tagen und Wochen in vielen Ländern gesehen hat. „Das wiederum bedeutet, die eigenen Kapazitäten aufrecht zu erhalten und so zu organisieren, dass diese schnell am Einsatzort eingreifen können“, so Andreas Hanl weiter in seinem Facebook-Post. Er macht dabei noch deutlich, wie dramatisch die Lage werden würde, wenn sich mehrere Großbrände in einem Zeitfenster häufen würden. Dann müsse man nämlich „triagieren“ und entscheiden, wer welche Hilfe sowohl technisch als auch personell bekommt. Auch Hanl fordert, die derzeitige Hubschraubersituation zu verbessern bzw. sogar eine Fliegerstaffel für Ostdeutschland aufzustellen.
Man kann also nur hoffen, dass große Waldbrände ausbleiben und an die Bevölkerung appellieren, sich sorgsam zu verhalten und Waldbrände gar nicht erst ausbrechen zu lassen. Denn die häufigste Ursache für Waldbrände ist immer noch der Mensch selbst. Unbeaufsichtigte Lagerfeuer, weggeworfene Zigaretten oder andere Fahrlässigkeiten können schnell zur großen Katastrophe werden. Aufklärung ist deshalb eine weitere Maßnahme, die in diesen Zeiten besondere Aufmerksamkeit bekommen sollte.