Mit lautem Geheul ertönt am Freitag die Sirene im Ort Bischheim bei Kamenz. Drei Mal erklingt der markante Ton, der im ganzen Haselbachtal zu hören ist. Anwohner schauen sich um, Kinder radeln mit ihren Drahteseln zur Hauptstraße. Dann ist ein lautes Martinshorn zu hören, ein Löschfahrzeug und ein Mannschaftstransporter der Feuerwehr Bischheim machen sich auf den Weg. Ihr Ziel ist der ehemalige Steinbruch „Luise“, ganz in der Nähe des Gerätehauses.
Hier warten bereits weitere Löschfahrzeuge der Feuerwehren Bernsdorf, Schwepnitz und Kamenz. Diese bilden gemeinsam den „Löschzug Retten I“ des Landkreises Bautzen. Unter Leitung des Bernsdorfer Ortswehrleiters Uwe Weberbauer werden die Kameraden in das Szenario eingeweiht: Es handelt sich um eine Einsatzübung, die sich mit der Rettung aus Höhen und Tiefen beschäftigt.
Im Mai 2012 war in der Luise eine junge Frau verunglückt und musste aus acht Metern Tiefe gerettet werden. Für die Kameraden damals eine große Herausforderung, die dennoch gemeistert wurde. Um künftig besser auf solche Ereignisse vorbereitet zu sein, beraumte man nun eine solche Ausbildungseinheit an. Die Feuerwehr Bernsdorf hat für solche Einsätze eine eigene „Spezialeinheit“ gegründet. In Eigenregie eigneten sich die Kameraden in ihrer Freizeit theoretisches und praktisches Know-How an, um in Not geratenen Menschen zu helfen. Durch das Glaswerk Bernsdorf wurde die Feuerwehr finanziell unterstützt, es wurde spezielle Ausrüstung beschafft, die bei der Übung nicht zum ersten Mal eingesetzt wird.
Simulationspuppe „Lump“ wiegt 75 Kilo und liegt ebenfalls in acht Metern Tiefe auf einem Felsen. Während die Besatzung des Kamenzer Rüstwagens das Schlauchbott für seinen Einsatz vorbereitet, installieren die Kameraden aus Bernsdorf und Schwepnitz eine Art Dreibein, um einen erhöhten Punkt für das Herablassen eines Seils zu schaffen. Mit Gewichten wird das Dreibein stabilisiert, insgesamt kann man nun fast eine Tonne mit den Seilen heben. Währenddessen spannen die Kameraden aus Bernsdorf ein Seil zur Eigensicherung. Mehr als 1,50m darf niemand ohne Zusatzsicherung an die Felsklippen heran. Im Gefahrenbereich darf nur gearbeitet werden, wenn man sich extra mit einem Sicherungsgurt am Seil einklinkt.
Mit einer solchen Sicherung wird auch David Katscher von der Feuerwehr Bernsdorf ausgestattet. Er soll an einem Seil über das Dreibein zur verletzten Person herabgelassen werden. Während man ihn dafür vorbereitet, lassen die Kameraden aus Kamenz bereits ihr Schlauchboot zu Wasser. Mit diesem dringen sie zum Patienten vor, sichern ihn gegen weiteres Abstürzen und kümmern sich um eine medizinische Erstversorgung. Nun kann auch David Katscher mit einer Trage herabgelassen werden. Langsam und mit größter Vorsicht lassen seine Kollegen das Sicherungsseil nach, sodass Katscher letztendlich sicher auf dem Felsvorspung am Verletzten landet. Mithilfe der Bootsbesatzung wird der Patient möglichst schonend auf die Trage verbracht und dort mit Sicherungen fixiert. Weder Kopf, noch Hals und Rücken dürfen dabei bewegt werden. Ein falscher Griff kann fatale Folgen haben. Mit geballter Manneskraft ziehen die Feuerwehrleute Katscher und den Patienten nach oben. Vorsichtig wird die Trage auf festen Boden gebracht und der Verletzte an den Rettungsdienst übergeben. Für alle eine Tätigkeit, die höchste Konzentration abverlangt.
Dennoch ist Uwe Weberbauer zufrieden: „Die Kameraden haben alles mit größter Sorgfalt durchgeführt und sind bestens auf eine solche Situation vorbereitet“. Beobachtet wurden sie dabei ständig von Mitarbeitern des Landratsamtes, Abteilung Katastrophenschutz. Während diese erstmalig eine solche Rettungsaktion miterleben durften. Besonders war man von den technischen Möglichkeiten begeistert und froh, dass es Einsatzkräfte gibt, die eine solche Ausbildung genießen durften. Damit sich die Menschen im Landkreis auch in Zukunft sicher fühlen können. (JL/RL)
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