Kamenz: Historisches Kino in der Altstadt eingestürzt

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Die Kammerlichtspiele in Kamenz waren vor gut 100 Jahren ein beliebtes Ziel, welches Kinoliebhaber aus der gesamten Region anlockte. Jahrzehntelang liefen hier täglich Streifen über die Projektoren. Bis es kurz vor der Wende endgültig geschlossen wurde und seitdem immer mehr verfällt. Kurz vor der Jahrtausendwende hat das Gebäude ein Investor erworben. Zum Bedauern der Anwohner und Kamenzer Kinoliebhaber passierte nach der Übernahme jedoch nichts, das historische Gebäude wurde sich selbst überlassen. Nun nagte der Zahn der Zeit am Lichtspieltheater, sodass dieses mittlerweile zur Ruine wurde. Das bemerkte auch  Familie Hehl. Das Ehepaar wohnt direkt Mauer an Mauer zum ehemaligen Kino und hat schon vor Längerem befürchtet, dass irgendwann etwas passieren würde. „Wir haben uns schon vor Wochen an Landkreis und Stadt gewandt, doch außer einer Begehung passierte nichts“, ärgert sich Frau Hehl. Sie und ihr Mann waren gerade beim Fernsehen, als am Mittwoch Abend dann das Unglaubliche passierte. „Es gab einen unheimlichen Lärm und eine riesige Staubwolke und das gesamte Dach stürzte in sich zusammen“, erinnern sich die beiden. Sofort wurde Polizei und Feuerwehr informiert, auch das THW rückte mit einigen Kräften an. Gemeinsam mit dem Bürgermeister erkundeten die Experten die Lage und konnten noch in der Nacht Entwarnung geben. „Doch als die Einsatzkräfte wieder weg waren krachte auch der Rest der Dachkonstruktion in sich zusammen“, schildert Nachbarin Hehl weiter. Einige Trümmer landeten sogar auf dem Balkon einer anderen benachbarten Familie, zerstörten hier die Sattelitenanlage. „Wir haben uns schon gar nicht mehr getraut, im Schlafzimmer zu übernachten“, erzählt Hehl noch sichtlich erschrocken. Sie und ihr Mann ärgern sich, dass trotz des Vorfalls alles nur schleppend vorangeht. Hehls Angaben zufolge will das Landratsamt nun erst Angebote von Firmen einholen, um das Gebäude zu sichern oder teilweise abzureißen. „Zu dieser Jahreszeit wird das aber sicher einige Wochen dauern“, ist sich Frau Hehl sicher. Die Pressestelle des Landratsamtes war am Donnerstag Vormittag nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen. (RL)