Journalistenausbildung in Hammelburg – Tag 1

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Es war eine „mal schnell nach einem Bier getroffene“ Entscheidung. Im Internet hatten wir von einem Lehrgang gelesen, bei dem Journalisten auf Einsätze in Katastrophen- und Krisenregionen vorbereitet werden. Da es uns als Blaulicht-Paparazzo durchaus auch mal treffen kann, in so eine Situation zu geraten, haben wir kurzerhand unseren Rico für solch eine Weiterbildung angemeldet. Und nun ist er dort…
Tag 1 – Die Anreise
Um 13 Uhr bin ich in Doberschau gestartet – mit dem Auto. Während Jonny mit der Kamera im Hochwassergebiet unterwegs ist, machte ich mich auf die Socken, um irgendwo in Bayern das angeblich berüchtigte „Hammelburg“ zu finden. Ins Navi eingegeben war es schnell – doch das war noch die leichteste Hürde. Los mit den Problemen ging es bereits in Dresden. Am Flughafen leitete mich das Navi von der Autobahn, da eben diese wegen Überschwemmungen gesperrt war. Über die Landstraße ging es nach Nossen, unterwegs ebenfalls zahlreiche Sperrungen wegen Hochwasser. Irgendwann war ich wieder auf der A4 – nahezu allein auf der Fahrbahn, ehe kurz vor Chemnitz der Verkehr erneut zum Erliegen kam. Aufgrund der dort laufenden Evakuierungen und Sperrungen war die BAB dicht. Komplett. Nur mühsam quälte sich die Blechlawine voran. Und dann, nach ewigem Stop-and-Go ging es weiter. Bis Jena. Hier prangten riesige LED-Leuchtschriften am Straßenrand „Hochwasser in der Innenstadt“ – und auch hier Warnblinker und bremsende Autos. Die reinste Qual. Für etwa 415 Kilometer ganze 6 Stunden. Sicher gibt es Schlimmeres, dennoch eine enorme Geduldfrage. Und das Schlimmste: die Zeit drängte so, dass es nicht möglich war, bei einem der Hochwassereinsätze anzuhalten und das ein oder andere Foto zu schießen. Einem Blaulicht-Paparazzo tut so etwas in der Seele weh.
Soweit so gut war irgendwann endlich der Ort „Hammelburg“ erreicht. Selbstsicher folgte ich der Auskunft meines Navis, bis ich schließlich mitten auf dem Truppenübungsplatz zwischen Panzern und anderen Militärfahrzeugen stand. Was wohl nicht ganz korrekt war. Schließlich sollte ich mich beim Verwaltungsgebäude melden, welches offensichtlich auf keiner Landkarte verzeichnet war. Also durchfragen bei den Uniformierten, ehe nach einer gefühlten Ewigkeit der Verantwortliche gefunden war. Gleich hinter mir kam der nächste Journalist, Redakteur einer namhaften TV-Gesellschaft.
Vor Ort angekommen musste ein Berg an Schreibkram erledigt werden. Auskünfte zur Person, Verzichterklärungen, Parkgenehmigung und so weiter und so fort. Dann, endlich, gab es den Schlüssel für die Unterkunft. Ich hatte ja schon mit dem Schlimmsten gerechnet. Doch das, was mich dann erwartete sprengte alle meine Vorstellungen – im Positiven! Eine Stube, wie sie sonst nur ein Offizier zu sehen bekommt verbarg sich hinter dem Türschild 107. Ein richtiges Bett, ein Schreibtisch und ein Kleiderschrank in einem geräumigen Zimmer. Fast wie im Hotel, auch wenn man das Bett selbst beziehen musste. Doch auch das ging ruck zuck. Schließlich wartete draußen schon der nächste Termin. Mit dem Bundeswehr-Bus ging es gemeinsam mit den 14 anderen Teilenehmern und dem Lehrgangsleiter zur nächsten Kneipe. Kennenlernen und Einweisen war die Devise. So stellte sich beim gemütlichen Bierchen heraus, dass die Teilenehmer aus allen Bereichen Deutschlands angereist waren – und darüber hinaus. Eine Kollegin kam sogar aus Australien bis hier her. Andere waren aus Hamburg, Berlin, Freiburg, Erlangen und eben auch aus Bautzen.
Durch den Oberstleutnantkommandantfeldwebelgefreitenirgendwas wurde dann auch der begehrte Ablaufplan in Kurzform wiedergegeben. Morgen, also am Montag, startet der Tag um 6.30 Uhr mit dem gemeinsamen Frühstück, ehe es mit theoretischen Einheiten weitergeht. Das soll sich bis zum Dienstag so fortsetzen, ehe Mittwoch verschiedene Szenarien durchgespielt werden. Zwischendurch gibt es immer wieder praktische Einlagen. So zum Beispiel das unmittelbare Abfeuern von schweren Waffen, das Detonieren von Sprengsätzen in direkter Umgebung und auch das Versorgen von Verletzungen.
Dennoch gilt es jetzt ersteinmal sich vom anstrengenden ersten Tag zu erholen und morgen voller Elan in die nächste Runde zu starten. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Euer Rico 🙂