Nach dem Großbrand in Reichenbach – Ausmaß wird deutlich

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Einen Tag nach dem verheerenden Großbrand in Reichenbach bei Kamenz wird das Ausmaß der Katastrophe deutlich. Das Gebäude ist völlig zerstört, das Dach teilweise eingestürzt. Die Fassade über den zerborstenen Fenstern ist verrußt, überall liegen Trümmer herum, beißender Brandgeruch liegt in der Luft. Gut 24 Stunden ist es her, dass hier noch mehr als 100 Feuerwehrleute gegen eine Flammenhölle gekämpft haben. Ein Einsatz, den viele der Kameraden so schnell nicht vergessen werden.

Alles begann gegen 2.45 Uhr mit dem Ertönen der Sirenen im Haselbachtal. Die Feuerwehr wurde durch die Integrierte Rettungsleitstelle Ostsachsen mit dem Stichwort „Großbrand“ alarmiert. Auch bei der hiesigen Bürgermeisterin Margit Boden ging der Alarm ein. Sie wohnt in unmittelbarer Nähe zum Einsatzort und weiß noch ganz genau, wie sie die Meldung mitbekam: „Ich muss mit meinem Handy immer ans Fenster gehen, da dort der Empfang besser ist. Als ich nachdem die Sirene ging dann am Fenster war, brauchte ich aber nicht mehr aufs Handy schauen“, so die Bürgermeisterin. Das Gebäude brannte auf zwei Etagen bereits in voller Ausdehnung.

Minuten später trafen die ersten Einsatzkräfte der Feuerwehr ein. Sofort brachte man die Bewohner des Hauses in Sicherheit. Ein 81-jähriger Mann, sowie eine Mutter mit zwei Kindern kamen mit dem Verdacht auf eine Rauchgasveriftung ins Krankenhaus. Währenddessen leiteten die Feuerwehrleute den Kampf gegen die Flammen ein. Dieser gestaltete sich aber als äußerst schwierig, wie sich schon nach wenigen Minuten herausstellte. Gemeindewehrleiter Silvio Berger erinnert sich daran, welches Problem den Kameraden zu schaffen machte: „Das Gebäude befand sich auf einer Anhöhe, die nur über einen schmalen Gang zu erreichen war. Hier ausreichend 00012RLöschwasser transportieren zu können war unter den Bedingungen anfangs kaum möglich“. So wurden einzelne Einsatzabschnitte gebildet, um die Übersicht nicht zu verlieren. Während man eine stabile Löschwasserversorgung aus der nahegelegenen Pulsnitz aufbaute, versorgten Tanklöschfahrzeuge die Strahlrohre auf der Rückseite des Gebäudes. Immer wieder wurden die Löscharbeiten unterbrochen, da die Wassermenge nicht ausreichte. „Als wir genug Technik vor Ort hatten, wurden die Gerätschaften mit Men-Power nach oben getragen und aufgebaut“, erzählt Silvio Berger weiter. Doch der Löscheinsatz war nicht ganz ungefährlich. Immer wieder fielen Dachziegel und brennende Teile nach unten. Die Feuerwehrleute mussten einen Abstand wahren und konnten zeitweise nur von weitem Löschen. Im Dachgeschoss gingen außerdem noch mehrere Feuerwerkskörper hoch. Letztendlich wurden sogar zwei Kameraden verletzt. „Einer der beiden hat sich das Bein verdreht, dem anderen Kamerad ist etwas auf den Fuß gefallen“, so der Gemeindewehrleiter weiter.Für die medizinische Absicherung des Einsatzes waren mehrere Rettungswagen vor Ort. Auch der sogenannte Organisatorische Leiter des Rettungsdienstes machte sich ein Bild von der Lage und koordinierte seine Einsatzkräfte.

Silvio Berger bedankt sich indes vor allem bei der Gemeindeverwaltung für die schnelle Unterstützung der ehrenamtlichen Einsatzkräfte. Auf dem Privatgrundstück der Bürgermeisterin wurden die Helfer mit warmen Getränken und einem Imbiss versorgt. „Bei so einem schwierigen Einsatz, der über eine so lange Zeit andauert merkt man doch, wie schnell letztendlich die Kräfte nachlassen“, meint Silvio Berger abschließend.

Nun bleibt die Frage offen, wo die Bewohner des Hauses unter kommen. Bürgermeisterin Margit Boden versichert, dass die Gemeinde Haselbachtal niemandem im Regen stehen lässt. „Wir haben eine leerstehende Wohnung, die eigentlich für Asylbewerber vorgesehen ist. Bei Bedarf werden wir sie den Brandopfern zur Verfügung stellen“, versichert sie noch vor Ort. Vorerst ist aber unklar, wie lange die Betroffenen im Krankenhaus bleiben und ob sie vielleicht selbst eine Bleibe finden. Die Bürgermeisterin steht auf jeden Fall mit der Familie und dem 81-jährigen Eigentümer in Kontakt.

[Text: Rico Löb | Fotos: Rico Löb/Privat]