Von Pulsnitz nach Kroatien: Feuerwehrtraining der besonderen Art

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Feuerwehrmann Rico Löb aus Pulsnitz war zwei Wochen lang bei der Berufsfeuerwehr im kroatischen Opatija im Einsatz.

Sommer, Sonne, Feuerwehr – das war das Motto, unter dem Feuerwehrleute aus ganz Deutschland vor kurzem in Kroatien ihren Dienst verrichteten. Unter ihnen auch der freiwillige Feuerwehrmann Rico Löb aus Pulsnitz. Er war zum zweiten Mal beim FireCamp dabei und nutzte die Gelegenheit, sich unter besonderen Bedingungen weiterzubilden und gleichzeitig den kroatischen Kräften im Einsatz zur Seite zu stehen. Ein Abenteuerurlaub der besonderen Art.

Organisiert wird das sogenannte FireCamp von der Deutsche Feuerwehrhilfe. Der Verein unterstützt Feuerwehren in ganz Europa mit Sachspenden und hat eine besondere Beziehung zu den Kameradinnen und Kameraden in Kroatien. Seit vielen Jahren schon pflegt man ein freundschaftliches Verhältnis und tauscht gegenseitig Erfahrungen aus, gerade auf dem Gebiet der Wald- und Vegetationsbrände. Das sind auch die Kernthemen des FireCamps. Hier finden theoretische und praktische Ausbildungen statt, die über das Grundwissen eines deutschen Feuerwehrmannes hinausgehen. „Gerade hier unter den Extrembedingungen was Klima und Vegetation angeht lernt man mit seinen Kräften und dem Equipment ganz anders umzugehen, als in der Heimat“, schildert Rico Löb die Vorteile des Ausbildungscamps. Steile Berge müssen erklommen werden, Wälder sind oft schwer zugänglich und Temperaturen jenseits der 30-Grad-Marke lassen einen schnell ins Schwitzen kommen. „Das ist ein gutes Training auch für die Fitness“, so Löb weiter.

In den vergangenen Jahren waren die deutschen Kräfte während des Camps bei Freiwilligen Feuerwehren in dem Ferienort Novi Vinodolski im Norden von Kroaten stationiert, um von dort aus auch zu Waldbränden ausrücken zu können. In diesem Jahr gab es jedoch für die Deutsch-Kroatische Partnerschaft eine Premiere: Erstmals wurden durch die deutschen Kräfte auch Berufsfeuerwachen besetzt, um nicht nur bei Waldbränden mit auszurücken, sondern generell im Einsatzgeschehen aktiv zu sein. So hatten die FireCamp-Teilnehmer die Möglichkeit, auch abseits der Vegetationsbrände Erfahrungen zu sammeln.

Der Pulsnitzer Rico Löb verrichtete zwei Wochen lang auf der Berufsfeuerwache in dem Kurort Opatija seinen Dienst. Von ausgelösten Brandmeldeanlagen über Türöffnungen für die Polizei bis zum Motorradunfall gab es dort einiges zu tun. „Der größte Einsatz war ein Dachstuhlbrand in extremer Mittagshitze“, erinnert sich der 33-jährige zurück. Offenbar hatte ein Defekt an einer Klimaanlage einen Brand ausgelöst, der sich schnell auf das Dach ausbreitete. „Hier gingen selbst die Kroaten an ihre Belastungsgrenzen, der Einsatz verlangte uns allen so einiges ab“. Verletzt wurde bei dem Brand zum Glück niemand, am Haus entstand jedoch großer Schaden.

Die Einsätze unterscheiden sich kaum von denen, zu denen der Pulsnitzer in seiner Heimatstadt ausrückt. Jedoch gibt es doch einige Unterschiede. „In Kroatien rücken viel weniger Kräfte zu einem Einsatz aus und das Einsatzgebiet der Feuerwehren ist riesig“, so Rico Löb. „Es ist keine Seltenheit, dass die Feuerwehr 30 bis 40 Minuten Anfahrt zu einer Einsatzstelle hat“, erinnert er sich zurück. Und auch die Technik vor Ort ist nicht mit der in Deutschland gleichzusetzen. „Es gibt zwar auch neue, moderne Einsatzfahrzeuge, die meisten sind aber alt und nicht auf dem neuesten Stand“, erzählt Löb. Deswegen spendet die Deutsche Feuerwehrhilfe regelmäßig auch Ausrüstung, wie Schläuche, Schutzkleidung und auch Fahrzeuge nach Kroatien. Im Gegenzug dazu lassen sich die Kroaten ein spannendes Programm einfallen, um den gemeinsamen Wissensaustausch zu gestalten. So war es Rico Löb und den anderen Teilnehmern möglich, die Feuerwehrschule in Šapjane zu besuchen und dort verschiedene Trainings zu absolvieren. „Was wir dort machen konnten wäre in Deutschland aufgrund verschiedenster Auflagen und bürokratischer Hürden gar nicht möglich“, so Löb. „Wir konnten zum Beispiel am Hafen mitten im laufenden Betrieb den Brand eines Bootes simulieren und in der Feuerwehrschule verschiedene Löschtechniken an einem brennenden Auto miteinander vergleichen“.

Für Rico Löb und die elf anderen Teilnehmer des FireCamps haben sich die zwei Wochen in Kroatien auf jeden Fall gelohnt. Die Erfahrungen und das erlernte Wissen werden die Feuerwehrleute nun mit nach Hause nehmen in die Heimatfeuerwehren, damit auch die anderen Kameradinnen und Kameraden davon profitieren können.